Falknerei hautnah erleben

An einem klaren und kalten Samstagmorgen konnte ich Falkner*innen und Ihre Greifvögel bei Ihrer Beizjagd begleiten. Gejagt wurden Kaninchen. Der Tag war eisig, der Raureif klebte noch an den Ästen der Bäume und an den einzelnen Grashalmen. Es ist still, es bläst kein Wind. Die einzigen Geräusche kommen von den Greifvögeln. Man merkt, sie sind aufgeregt, sie wissen was jetzt kommt. Doch bleiben sie dennoch ruhig und fokussiert auf jede kleinste Bewegung.

Es kommt nicht von ungefähr, dass es heißt

“Die vermehren sich wie die Karnickel!”

Kaninchen bevorzugen trockene, warme Gebiete mit lockeren, leichten Böden bis in Höhenlagen von etwa 600m Seehöhe. Am liebsten abwechslungsreiche Landschaften mit Feldern, Wiesen, Gebüsch und kleinen Waldungen. Außer dem Hermelin, Iltis, Mader und Fuchs haben sie keine Feinde, die Ihnen in ihrem Bau gefährlich werden könnten. Kurz um sie haben alle Zeit der Welt sich zu vermehren. Deshalb werden die Jungen (ca. 5-10 Junge) auch blind und nackt in einer eigenen Setzröhre gesetzt. Dies passiert 4-5 Mal jährlich. Dabei kann natürlich für die Obst- und Forstwirtschaft ein erheblicher Schaden durch das Abnagen der Rinde entstehen. Doch nun ist natürlich die Frage wie man diese Tiere am besten Jagd, noch dazu, wenn man als Jagdmethode die Falknerei wählt.

Damit die Kaninchen den Bau verlassen, bedient man sich der sogenannten “Frettieren. Dabei werden zahme Frettchen, welche die domestizierte Form des Iltises ist, vor den Eingang eines Baues abgesetzt. Das Frettchen geht von sich aus in den Bau, die Kaninchen, die in ihm leben, bemerken die Gefahr und gehen davon aus es sei ein wilder Iltis und flüchten aus dem Bau. Genau, jetzt müssen Greifvogel und Falkner*in reagieren. Denn blitzschnell schießt das Kaninchen aus dem Bau, in dem Moment schreit jemand: “Habicht frei!” und im nächsten Augenblick immer auf das Ziel fokussiert fliegt der Habicht oder ein anderer Greifvogel direkt auf das flüchtende Kaninchen zu.


Für mich als Fotograf war dieser Umstand nicht nur atemberaubend schön, sondern auch etwas stressig. Denn die meiste Zeit des Tages steht man so still wie möglich hinter den Aus/Eingängen des Baus und wartet. Denn die Situation konnte sich von einer auf die andere Sekunde verändern. Für mich war diese Jagdmethode, vor langer Zeit, mit ein Grund, dass ich selbst den Jagdschein machte. Man jagt mit seinem Greifvogel auf Augenhöhe, es ist eine Symbiose zwischen Mensch und Tier. Die Greifvögel können nur durch positive Konditionierung darauf trainiert werden, dass sie wieder zurück auf die Hand des/ der Falkners*in kommt. Doch auch das ist nicht sicher, denn es sind immer noch eigenständige Wesen, bedeutet also, wenn sie nicht zurückkommen wollen oder statt dem Kaninchen im Flug entscheiden den Fasan, der gerade hoch wird (aufsteigt) zu jagen kann man nur daneben stehen und zu schauen. Doch alleine diese wunderbaren Geschöpfe aus der Nähe zu sehen und sie bei Ihren Jagdflügen zu beobachten ist einfach erhaben.

Wer mehr über die Falknerei wissen und auch Interviews dazu von den Falkner*innen lesen möchte, kann sich jetzt schon auf mein Buch freuen. In diesem wird es über die Jagd im Allgemeinen behandelt und warum so viele Männer und Frauen diese ausüben, egal ob mit Gewehr oder Greifvogel.

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DYSTOPIE & UTOPIE Teil 1